Teilhabe und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sind im Frère-Roger-Kinderzentrum, das zur KJF Augsburg gehört, Begriffe von zentraler Bedeutung. Sie durchdringen alle Bereiche und bewirken in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen lebendigen Austausch. Die Neugestaltung des Außengeländes des Frère-Roger-Campus ist ein Beispiel für gelungene Partizipationsarbeit.
Im Jahr 2018 machte sich das damalige Kinder- und Jugendparlament gemeinsam mit Architekturstudentinnen und -studenten auf den Weg, das Gelände rund um das Frère-Roger-Kinderzentrum neu zu denken und zu gestalten. Hierbei konnten sich die Jugendlichen aktiv mit eigenen Ideen einbringen, die anschließend in die Planung aufgenommen wurden. Obwohl viele der jungen Planerinnen und Planer, die an der Neugestaltung des Hofes beteiligt waren, mittlerweile nicht mehr im Kinderzentrum wohnen, ist ihre Teilnahme am Gestaltungsprojekt bei Besuchen häufig ein Thema. Und auch das damals angestoßene Projekt wurde weitergeführt. Im September 2020 hat eine „neue Generation“ von Bewohnerinnen und Bewohnern die Planungen zum Abschluss gebracht.
Während der Lockdown-Phase präsentierte eine Architektin die entstandenen Entwürfe in einer digitalen Veranstaltung. Die „KizeExperts“, das neue Kinder- und Jugendforum, konnten anhand der Ausführungen die Überlegungen ihrer Vorgänger sehen und eigene kleinere Wünsche ins Projekt einbringen. Dadurch hatten zwei unterschiedliche Generationen von Bewohnerinnen und Bewohnern die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung ihres Wohnorts teilzuhaben und mitzuwirken.
Förderung der Eigenverantwortung und Partizipation
Inzwischen sind die Arbeiten fast abgeschlossen und das entstandene Freigelände kann genutzt und bespielt werden. „Wir laden alle interessierten Kinder und Jugendlichen im September ein, für ihren neuen Hof Verantwortung zu übernehmen und Regeln sowie Verbindlichkeiten auszuhandeln. Dies wird in einer Vollversammlung geschehen, die nach zwei Jahren Corona nun endlich wieder in Präsenz stattfinden kann“, freut sich Michael Wagner, Fachdienst für Medien- und Demokratiepädagogik, der das Projekt von Beginn an begleitet hat. „Die Außenanlagen unseres Campusgeländes sind nur ein Beispiel für eine gelungene partizipative Einbindung unserer Klientinnen und Klienten, die sich auch in weiteren Projekten wie einem Jugend-WLAN, einem Hofverkauf oder der Planung und Durchführung eines AGKE-Partizipationstages engagieren und daran aktiv beteiligen.“
Darüber hinaus sind die Kinder und Jugendlichen im Frère-Roger-Kinderzentrum in allen Bereichen Teilnehmer einer Kultur des Aushandelns: Sie partizipieren an Kinder- und Jugendkonferenzen in ihren Wohngruppen, wirken an ihrer Hilfeplanung in verschiedenen Formen mit und treffen sich wöchentlich im offenen Kinder- und Jugendforum. Für die Weiterentwicklung partizipativer Strukturen und demokratischer Bildung wurde eine Fachdienststelle geschaffen, mit deren Hilfe übergreifende Projekte ermöglicht und demokratische Prozesse imitiert werden. „Teilhabe und Beteiligung sind Kernkompetenzen demokratischer Bildung. Diesen Auftrag nehmen wir im Frère-Roger-Kinderzentrum seit vielen Jahren ernst und entwickeln ihn stetig weiter“, erklärt Michael Wagner stolz.